Die FISU World Games 2025 – ein Schmelztiegel aus Sport, Kulturen und Emotionen. Mitten in diesem pulsierenden Geschehen durfte ich als Volunteer Teil einer Gemeinschaft sein, die auf höchstem Niveau Sport lebt – und trotzdem voller Menschlichkeit steckt. Ich war mittendrin: zwischen Waschmaschinen, Weltklasseleistungen und kleinen, stillen Momenten, die mich nachhaltig berührt haben.
Als Pilatestrainerin mit eigenem Studio weiß ich, wie wichtig Verbindung, Motivation und ein achtsamer Umgang mit sich selbst sind. Genau diese Themen habe ich während meines Einsatzes auf ganz neue Weise erlebt – in Begegnungen mit Athlet*innen aus über 150 Nationen, mit anderen Volunteers und vor allem mit mir selbst.
Nicht alles war spektakulär – aber alles war echt. Und genau darin lagen meine größten Erkenntnisse: über Respekt, Gemeinschaft, Wertschätzung, und darüber, wie sehr wir solche Erfahrungen auch im Pilates-Alltag brauchen.
Wenn du Pilates machst oder damit liebäugelst, dich für Sport, Achtsamkeit oder internationale Begegnungen interessierst, dann wirst du in diesem Beitrag neue Impulse finden. Vor allem, wenn du manchmal an dir zweifelst oder glaubst, „nicht gut genug“ zu sein – dieser Text ist für dich.
Ich nehme dich mit auf eine persönliche Reise: Von interkulturellen Aha-Momenten über das echte Bedürfnis nach Pause bis hin zur Frage, warum Gemeinschaft beim Training mehr bewirken kann als jede Disziplin.
Was lernst du in diesem Ratgeber? Was kannst du erwarten?
Nach dem Lesen wirst du neue Motivation für dein Training spüren, den Wert von Gemeinschaft neu entdecken – und vielleicht Lust bekommen, deine eigene kleine „Pilates-Pin“-Geschichte zu schreiben.
151 Nationen treffen geballt aufeinander. Sowohl westlich geprägte Nationalitäten als auch afrikanische, asiatische und arabische. Alle sind sie da – und alle bringen ihre eigene Kultur mit. Man könnte meinen, dass sie auf der Wettkampffläche sowieso Konkurrenten sind und jede Delegation (das Team eines Landes) ihr eigenes Ding macht. So einfach ist das jedoch nicht. Denn auch die Sportler*innen innerhalb einer Delegation sind im einen Moment Einzelkämpfer – zum Beispiel bei einer Einzelkür in der Rhythmischen Sportgymnastik – und im nächsten Moment brauchen sie ein herausragendes Teamgefühl, wenn dieselben Mädels nur Stunden später als Gruppe die Besten sein wollen. In ihrer Freizeit treffen sie alle aufeinander, beschäftigen sich beim Dart oder beim Launch.

Meine Schichten im Laundry Service (Wäscheservice) ließen mich hautnah erleben, was es bedeutet, wenn Sprachbarrieren jede Möglichkeit der Zusammenarbeit verhindern, wenn Kulturen die Frau als Person komplett ignorieren – und wenn andere glauben, die „Welt“ oder zumindest den Wäscheservice regieren zu können.
Es gibt die, die darauf bestehen, zwei Schweißarmbänder in einer eigenen Maschine waschen zu müssen (Grüße an die Nachhaltigkeit) – und die, die sich mit Teamkolleg*innen zusammentun, um eine gemeinsame Wäsche mit gleichen Farben zu nutzen (Dankeschön!).
Es gab vermeintlich „wichtige“ Nationen, die überall Vorrang genießen wollten, und auffallend freundliche Nationen, die für jede Art von Hilfe und Service ehrlich dankbar waren.
Ich war mit anderen Volunteers über mehrere Schichten im Laundry Service eingesetzt und bestrebt, den hunderten Athletinnen, Trainerinnen, Physios und Begleitpersonen eine faire Nutzung der Wäscherei zu ermöglichen. Ich sage dir: Es ist nicht ohne, 20 Waschmaschinen und 20 Trockner zu managen, ohne dass auch nur eine Socke im falschen Korb landet, zwischendurch kaputte Maschinen zu reparieren, Flusensiebe zu reinigen und gleichzeitig keine Maschine im Leerlauf zu haben. Nebenbei dokumentieren, wer was abgegeben und abgeholt hat – wobei die Sportler*innen ihre Maschine immer selbst anstellen müssen. Der Großteil war nicht in der Lage, eine Waschmaschine zu bedienen – was nicht nur an der Sprache lag.
Was nehme ich daraus nun mit?
Bleibe freundlich und nimm es nicht persönlich, wenn dich die Jungs aus Saudi-Arabien links liegen lassen. Sage aber auch NEIN, wenn jemand an allen anderen vorbei bevorzugt werden will. Erkläre immer wieder neu, dass es sinnvoll ist, detergent (Waschmittel) zu benutzen – und dass die Wäsche nach dem Waschen noch nicht trocken ist. Erkläre immer wieder, dass das Trocknen Zeit braucht. Dieser eine Sportler weiß nicht, dass ich genau das Gleiche schon 17.324-mal vorher erklärt habe. Und nimm die mehr wahr, die dankbar sind und nicht so auffallen. Leider bleiben die weniger im Gedächtnis.
Was ich aber auch mitnehme: Mach eine Pause – auch wenn es noch so anstrengend ist. In dem Laundry-Container, in dem nonstop 20 Maschinen laufen, war es laut und heiß. Es ist okay, sich zu erlauben, zwischendurch auf Stop zu drücken, zu trinken, zu atmen, den Container zu verlassen. Bei dem Wunsch, möglichst jedem gerecht zu werden – und das kennst du aus deinem Alltag bestimmt auch – gerät das schnell in Vergessenheit.
Dein Pilateskurs kann in deinem Alltag so eine Stopptaste sein. Denk mal drüber nach, in welchem Alltagsstress du Pausen brauchst.
Eigentlich ist es ganz einfach – und doch frage ich mich oft, warum es so häufig nicht funktioniert: Begeistere deine Kunden, komm ihnen entgegen, sei kulant, höre zu, versetze dich in ihre Situation, lies ihre Wünsche von den Lippen ab – und versuche, sie zu erfüllen. Vielleicht geht nicht alles, aber ganz sicher geht so einiges.
Genau das ist mein persönlicher Anspruch – in meinem kleinen Pilatesstudio in Oberhausen und für meine Online-Teilnehmer*innen aus ganz Deutschland, Belgien, Österreich und der Schweiz. Jedes noch so kleine Anliegen nehme ich ernst. Diese Haltung hat sich auch bei den FISU Games gezeigt: Ob ein Athlet nach dem WLAN-Passwort fragt, ein Gast die Toilette sucht oder ein Volunteer gerne seine Aufgabe wechseln möchte – das Bedürfnis, anderen wirklich zu helfen, war spürbar. Und genau das macht den Unterschied, auch wenn es in den Abläufen mal knirscht.
Du kennst sicher auch den Begriff „Servicewüste“ – und hast ihn vielleicht selbst schon erlebt. Wie oft wird man als Kunde abgewertet, unfreundlich oder gleichgültig behandelt? Dabei ist es gar nicht schwer, es besser zu machen.
Was du daraus für dich mitnehmen kannst?
Achtsamkeit beginnt bei dir selbst. Es ist kein Egoismus, sich selbst wichtig zu nehmen – es ist die Basis für alles andere. Wenn du lernst, deine Bedürfnisse wahrzunehmen und liebevoll damit umzugehen, wirst du auch im Umgang mit anderen klarer, geduldiger und entspannter. Selbstliebe heißt nicht, sich ständig zu belohnen – sondern sich ernst zu nehmen. Zu spüren, wann es zu viel wird. Dir Pausen zu erlauben. NEIN zu sagen, ohne Schuldgefühl.
Genau das üben wir im Pilates. Du lernst, auf deinen Körper zu hören, Überforderung rechtzeitig zu erkennen – und loszulassen. Du stärkst nicht nur deine Muskeln, sondern auch deine Selbstwahrnehmung. Und mit jedem bewussten Atemzug sagst du im Grunde: „Ich bin es mir wert.“

Ist ein Wettkampf wie die FISU World Games etwas, das verbindet – oder ist ein Event auf so hohem Niveau nicht doch eher etwas, das trennt? Gehen Athlet*innen, die keine Medaille gewinnen, frustriert nach Hause? Oder sind sie trotzdem glücklich? Fühlen sie sich als Team oder als Einzelkämpfer?
Ich habe erlebt: Es ist beides. Klar, die Besten steigen aufs Podest, bekommen Medaillen, Applaus, Aufmerksamkeit. Und doch habe ich ganz oft gespürt, dass auch diejenigen, die „nur“ dabei waren, mit einem Strahlen durch die Athletinnenzone liefen. Es war ein Gemeinschaftsgefühl zu spüren – ein Stolz, Teil von etwas Großem zu sein. Die Athletinnen verbindet mehr als das Ergebnis: dieselbe Leidenschaft, dieselbe Disziplin, ähnliche Herausforderungen.
Daran denke ich oft, wenn ich neue Teilnehmer*innen im Pilateskurs begrüße. Wie oft höre ich Sätze wie: „Ich bin bestimmt nicht so gut wie die anderen.“ Oder: „Ich will niemanden aufhalten.“ Dabei geht es im Pilateskurs um etwas ganz anderes: Es gibt keine Vorqualifikation, keine Goldmedaille – und du bist nicht hier, um besser zu sein als andere. Allein die Entscheidung, regelmäßig zu kommen und etwas für dich zu tun, ist schon ein Sieg. Ich sage oft: Der Wille, eine Bewegung auszuführen – auch wenn sie (noch) nicht perfekt gelingt – bewirkt so viel mehr, als du denkst. Die Tatsache, dass du da bist, bringt dich weiter.
Gemeinschaft bedeutet, im selben Boot zu sitzen. Bei der FISU waren es alles Studierende, die auf hohem Niveau Sport treiben – mit Ehrgeiz, aber auch mit Respekt füreinander. In meinen Pilateskursen sind es Menschen mitten im Leben, mit vollem Alltag, mit Jobs, Kindern, To-do-Listen – und dem Wunsch, sich selbst etwas Gutes zu tun. Diese Verbindung zählt. Und sie motiviert.
Mein Anspruch ist es, jede Pilatesstunde zu einem kleinen Erlebnis zu machen. Ich bekomme vielleicht kein Feuerwerk und keinen Trommelwirbel hin – aber angenehme Musik, ein schönes Ambiente und eine herzliche Begrüßung sind für mich genauso viel wert. Das klappt übrigens auch wunderbar zu Hause – mit ein paar kleinen Kniffen.
Hol dir dafür meine Checkliste für das perfekte Onlinetraining und die Checkliste für dein ganz persönliches Pilateserlebnis – kostenlos zum Download.
Gemeinschaft und positive Erfahrungen motivieren – und sie halten deinen inneren Schweinehund im Zaum. Wenn du regelmäßig trainierst, mit Freude und Gleichgesinnten, dann werden deine Pilates-Erfolge nicht nur größer – sondern auch nachhaltiger. Und ganz nebenbei wirst du zufriedener, gelassener und glücklicher.
Am ersten Tag, als die Athlet*innen für die Weltspiele eintrafen, begann der Trubel. Mit meiner Volunteer-Kollegin war ich gerade auf Rundgang, als mich eine junge Athletin ganz aufgeregt anhielt. Auf Englisch erklärte sie mir, dass sie unbedingt meine FISU-Anstecknadel haben wolle – die ich an mein Akkreditierungsband gepinnt hatte.
Okay, dachte ich, wenn es sie glücklich macht – dann gebe ich den Pin eben ab. Schließlich sind wir ja genau dafür da. Im Gegenzug schenkte sie mir einen Pin mit der Flagge ihres Landes: Sri Lanka. „Das Pin-Game hat begonnen“, erklärte mir meine Kollegin mit einem Augenzwinkern.
Ein paar Tage später weiß ich: Es ist Tradition bei solchen Spielen, möglichst viele Pins der anderen Nationen zu sammeln und an das eigene Akkreditierungsband zu heften. Meine anfängliche Euphorie legte sich allerdings schnell – denn von meinen zwei FISU-Pins hatte ich nun schon einen eingetauscht. Der zweite wanderte später im Tausch mit einer Neuseeländerin ebenfalls in die Welt hinaus.
Aber: Nach meinem vierten FISU-Tag trage ich bereits zwölf Pins an meinem Band – und kann zu jedem eine kleine Geschichte erzählen. Bei 151 Nationen ist da noch viel Potenzial nach oben. Zum Glück habe ich noch ein paar Volunteer-Tage vor mir.

Nie wurde mir so deutlich wie in den letzten FISU-Tagen, wie wichtig es ist, selbst Initiative zu ergreifen. Meine zweite Rolle im Landschaftspark Duisburg drohte zum Reinfall zu werden – wenn ich nicht selbst aktiv geworden wäre. Mit etwas Weitblick hätte ich erkennen können, dass ich dort weit weg vom eigentlichen Sportgeschehen bin. Die meisten Sportstätten in Duisburg lagen open air an der Regattabahn. Die Hoffnung, aktiv an der Closing Ceremony mitzuwirken, zerschlug sich schnell.
Ich wurde stattdessen eingeteilt, Umkleideräume herzurichten, Biertischgarnituren und Sonnenschirme für den VIP-Bereich und das Volunteer-Catering aufzustellen. Alles wichtige Aufgaben, keine Frage – aber eben nicht das, was ich mir erhofft hatte. Auch eine mögliche Backstage-Betreuung der Band Deichkind wurde kurzfristig gestrichen. Als ich schließlich beim Geschirrabräumen landete, WC-Kontrollgänge machte oder einfach ohne klare Aufgabe herumsaß, war meine Enttäuschung riesig.
Fernbleiben, wie es andere Volunteers gemacht haben? Kam für mich nicht infrage – dafür bin ich zu loyal. Also habe ich mein Schicksal selbst in die Hand genommen. Ich habe meine freie Zeit genutzt und mich an der Regattabahn bei den Ruderern, beim Beachvolleyball und Wasserball aufgehalten. Dank meiner Akkreditierung hatte ich überall Zugang – also bin ich rein, habe mitangepackt, wenn Hilfe gebraucht wurde: Taschen getragen, Fragen beantwortet, Glück gewünscht auf dem Weg zum Start.
Auch im Landschaftspark bin ich aktiv auf das Ceremonial-Team zugegangen und habe gefragt, ob es noch Aufgaben gibt. Für das Fahnenträgerinnen-Team war ich einen Tag zu spät – da waren am Vortag spontan welche abgesprungen. Aber ich durfte bei der Platzeinweisung der Athletinnen helfen, als plötzlich alles drunter und drüber ging. Ich habe locker 20 Handys aus aller Welt in die Hand gedrückt bekommen, um Fotos von und für die Athletinnen vor der Fotowand zu machen. Besonders sympathisch habe ich die Belgierinnen und Schweizer*innen in Erinnerung.
Nach der Zeremonie habe ich die Fahnen eingesammelt – und dabei tatsächlich alle Flaggen, auch die FISU-Flagge, einmal in der Hand gehalten. Diese Momente beim Rudern und bei der Ceremony sind es, die bleiben. Genau dafür habe ich meine Zeit investiert.
Ohne Eigeninitiative wäre ich im Küchendienst und auf den WCs versauert – enttäuscht und frustriert. Für mich ist das ein Spiegelbild vieler Lebenssituationen. Ob Job, Partnerschaft oder Freizeit: Du kannst die Dinge aktiv gestalten. Wenn du etwas für deine Gesundheit, deinen Körper oder deine Seele tun willst, dann liegt es an dir, dir Zeit zu nehmen und es einfach zu machen. Glaub mir: Es fühlt sich großartig an. Vielleicht ist das genau der Ruck den du brauchst, um regelmäßig Pilates zu machen. Nimm dein Schicksal selbst in die Hand und mache es! Klar gerne auch bei mir in einem Pilates-Probetraining (online und vor Ort in Oberhausen).

Meine Takeaways von der FISU – für dein Pilates, dein Leben, dein Jetzt
Mein Einsatz bei den FISU World Games ist mehr als nur ein Blick hinter die Kulissen des internationalen Sports. Es ist eine Erfahrung voller kleiner Begegnungen, großer Emotionen und persönlicher Erkenntnisse, die ich mit in meinen Pilatesalltag nehme – und dir von Herzen weitergeben möchte:
1. Kulturelle Unterschiede respektieren und sich selbst treu bleiben
Denn echtes Miteinander beginnt mit Offenheit, endet aber nicht bei Selbstaufgabe.
2. Das Wohl anderer ist wichtig – aber nicht ohne dein eigenes
Du darfst Grenzen setzen, Pausen machen und gut für dich sorgen. Nur so kannst du für andere da sein.
3. Gemeinschaft und gemeinsame Erlebnisse motivieren
Egal ob auf Wettkampfebene oder im Pilateskurs. Regelmäßigkeit und Freude in der Gruppe bringen dich weiter als jeder Vergleich.
4. Erinnerungen bleiben – ob Pin oder Pilatesmoment
Das Pin-Game hat mir gezeigt, wie wertvoll kleine Erinnerungen sein können. Auch im Pilates entstehen solche Momente: eine Bewegung, die endlich gelingt, ein Gedanke, der bleibt, eine Stunde, die dich berührt. Vielleicht ergatterst du ja sogar eines der ersten Pilates-Pins – und startest damit deine ganz persönliche Sammlung bedeutungsvoller Trainingsmomente.
5. Werde selbst aktiv, wenndu was erreichen willst!
Du kannst warten, versauen und traurig sein. Oder aktiv werden, Dinge ausprobieren, machen oder zumindest fragen was möglich ist.
Diese vier Erkenntnisse begleiten mich – und vielleicht bald auch dich. Lass uns gemeinsam weitergehen, auf der Matte, im Austausch und im Sammeln besonderer Augenblicke. Buche gleich deine nächste Trainingsstunde, werde Mitglied im Pilates Club oder schnuppere mal rein mit einer kostenfreien Probestunde (online oder vor Ort im Pilatesstudio).
deine
Pilates-Anna

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