Last Updated on 27. August 2024
Klassisches Pilates versus zeitgenössisches oder modernes Pilates. Ups, gibt es da einen Unterschied? Ist Pilates nicht gleich Pilates?
Mit der Headline habe ich so manchen ins Grübeln gebracht. Auch die Teilnehmer*innen meines Pilateskurses. Die wenigsten haben jemals hinterfragt, ob es klassisches, also ursprüngliches bzw. altes Pilates und modernes Pilates gibt. Geschweige denn haben sie darüber nachgedacht, in welchem Pilateskurs sie selbst sind und ob es wichtig ist, in einem ursprünglichen Pilateskurs zu sein.
Auf diese Fragen gebe ich dir in diesem Artikel Antworten. So wirst du für dich besser einschätzen können, ob du im für dich „richtigen“ Pilateskurs bist und wie wichtig die klassische Pilatesübungen für dich sein können. Damit du bewusster deine Trainingsziele erreichen kannst.
Weiter unten bekommst du natürlich auch ein paar Pilatesübungen mit klassischem Ursprung für zu Hause.
Wenn du Lust hast, kannst du dir meine Erklärungen auch in meinem kurzen Video (6 Min) anschauen bzw. anhören.
Im frühen 20. Jahrhundert entwickelte Joseph Pilates die wunderbare Pilates-Methode. Gedacht, um den Männern an der Front ihre Fitness zu bewahren und nach Verletzungen zu rehabilitieren. Erst später schwappte die Trainingsform zu den Frauen über. Zuerst zu den Tänzer*innen. Heute ist Pilates als gesunde Bewegungsform überall in der Gesellschaft nicht mehr wegzudenken.
Im Laufe des Artikels wirst du erfahren, dass sich Pilates wandelt. Es liegt am / an der Pilatestrainer*in wie weit er/sie am klassischen Pilates festhält. Mir persönlich ist es auch nach jahrzehntelanger Trainererfahrung wichtig, den Bezug zum klassischen Pilates immer wieder herzustellen.
Mir ist es wichtig zu betonen, dass die Umsetzung der Pilatesprinzipien absolut wichtig ist, um den Körper mit Hilfe von Pilates gesund zu erhalten oder gesund werden zu lassen. Diese Ziele sind der Ursprung von Joseph Pilates‘ Idee gewesen. Deshalb ist Pilates entstanden. Das ist der Kern des klassischen Pilates.
Veränderungen und Abwandlungen in modernen Pilateskursen haben durchaus ihre Berechtigung, wie du im Folgenden lesen kannst. Doch um so weiter Pilatesübungen von dem klassischen Ursprung abweichen, desto mehr muss hinterfragt werden, ob die gesundheitliche Wirkung im ursprünglichen Sinne noch erreicht wird. Eine Gratwanderung wie ich finde, die nicht jeder Teilnehmer sofort erfassen kann.
Zeitgenössisches Pilates enthält viele Modifikationen und Ergänzungen zu den Originalübungen. So entwickle auch ich immer wieder neue Übungen. Ich beachte dabei die Prinzipien, um dem präventiven und rehabilitierenden Charakter von Pilates gerecht zu werden. Ob das alle Pilatestrainer*innen machen kann ich nicht beurteilen. Sicher der eine mehr und der andere weniger.
Typisch sind für zeitgenössisches Pilates auch der Einsatz von Kleingeräten, wie den Pilatesball oder die Pilates Rolle. Das heißt umgekehrt aber nicht, dass sich mit der Nutzung von Kleingeräten oder gar dem großen Pilates Reformer keine klassischen Übungen umsetzen lassen. Die Modifikationen der Übungen ist nur wahrscheinlicher.
Ich nutze Kleingeräte ab und an im Präsenztraining, um die positiven Effekte einfließen zu lassen, wenn der Ball oder die Rolle die klassischen Ansätze noch weiter unterstützt. Im virtuellen Training über Zoom pilatiere ich mit meinen Teilnehmer*innen nur auf der Matte, denn die hat jeder zu Hause. Natürlich sorge ich mit gelegentlichen Abwandlungen von Übungen auch für Abwechslung in meinem Trainingsprogramm. Ganz klassisch ist mein Pilatestraining also auch nicht.
Trainingsformen wie Yogilates, Fasziapilates oder DancePilates sind mir als Trainerin schon Anfang der 2000er Jahre begegnet. Du kennst diese Begriffe vielleicht auch aus dem einen oder anderen Fitnessstudio. Aber auch wenn „Pilates“ ohne eine thematische Abwandlung an deinem Kurs dran steht, hängt es vom Trainer ab, wie die Übungen tatsächlich gestaltet werden. Es gibt keine Vorschriften oder Gütesiegel, die dir sagen, wie klassisch ein Pilateskurs ist.
Vielleicht ist das auch gar nicht schlimm. Denn zeitgenössisches Pilates hat viele Vorteile.
Je nach Blickwinkel können sich verschiedene Vor- und Nachteile der verschiedenen Pilates-Methoden ergeben. Lass mich dir hier ein paar Blickwinkel aufführen. Ob sie für dich persönlich eher einen Vorteil oder einen Nachteil darstellen, darfst du für dich selbst bewerten.
Im zeitgenössischen Pilates verschwimmen die Bewegungsformen. Zum Beispiel Pilates mit Yoga, Pilates mit Faszientraining, Pilates mit Ballett. Die ursprünglichen Prinzipien gehen zum Teil verloren. Dafür finden andere ihren Einfluss.
Anpassungen und Variationen machen das Pilatieren abwechslungsreicher und fördern so langfristig die Motivation.
Im klassischen Pilates finden die ursprünglichen Pilatesprinzipien ihre Anwendung. Körperlängung, Konzentration, die Unterstützung durch die Atmung, die Zentrierung können ihren Nutzen entfalten. In der Prävention und Rehabilitation sind diese Prinzipien für den Erfolg der Therapie wichtig.
Die Möglichkeiten der Abwandlungen erlaubt es auch, dass ich dir beispielsweise bei Rückenbeschwerden oder in der Schwangerschaft abgewandelte Übungen geben kann. So profitierst du weiterhin von den Übungen – auch wenn sie kein 100%-iges klassisches Original sind.
Umso klassischer eine Pilatesübung ist, desto mehr ist sie auf eine bestimmte Muskelgruppe ausgerichtet. Das Integrieren von anatomischem Wissen kann schnell verloren gehen, um so mehr andere Einflüsse in das Training kommen. Damit steigt je nach Grad der Abwandlung das Verletzungsrisiko für Anfänger.
Da sich in meinem Kurs sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene Pilaties (= Pilatesteilnehmende) befinden, gestalte ich die Kursstunden so, dass klassische Übungen ihren Raum finden und mit Abwandlungen gesteigert werden können.
Übrigens: Klassische Übungen müssen nicht immer leicht sein. Auch die können es in sich haben.
Meinen Teilnehmerinnen ist es auch wichtig, dass die Übungen in meinem Rücken-Pilates – Kurs auf physiologische Wirkungen abgestimmt sind. Sie wollen eine aufrechte Körperhaltung und Rückenbeschwerden vorbeugen und lindern. Wenn das bei dir ähnlich ist, ist ein hoher Anteil an klassischen Pilatesübungen ratsam.
Letztlich schreiten auch die Entwicklung und Forschung in Sachen Bewegung, Fitness und Gesundheit voran. Diese Erkenntnisse fließen in zeitgenössische Pilatesübungen ein. Es wäre somit schade, nur auf klassisches Pilates zu beharren und von neuen Erkenntnissen nicht zu profitieren.
Modernes oder klassisches Pilates lässt sich somit nicht in gut und schlecht einordnen. Mir liegt daran, dass dir die Entwicklung bewusst ist und dass du bei verschiedenen Trainer*innen unterschiedliche Schwerpunkte finden wirst, je nachdem wann er/sie wo gelernt hat und Erfahrungen gesammelt hat.
Ich denke, als unerfahrener Teilnehmer wirst du nicht sofort erkennen, ob eine Übung eine klassische Pilatesübung ist oder eher nicht. Mit der Zeit und wenn du auch andere Bewegungsformen kennengelernt hast, kannst du das schon besser einordnen. Es gibt einfach viel zu viele Übungen und Varianten. In meiner letzten Ausbildung 2022 wurde von 500 Basisübungen gesprochen. Mit Abwandlungen kommen da ein paar tausend zusammen.
Am besten ist es, wenn du dich mit dem Studio und deiner/m Pilatestrainer*in beschäftigst. Recherchiere über Ausbildung, Zertifizierung und Erfahrung. Welchen Fokus hat das jeweilige Training? Dann wirst du erkennen, welchen Stellenwert die klassischen Pilatesprinzipien haben. Denn die Beachtung der Pilatesprinzipien machen das klassische Pilates aus.
Gerade wenn es eine einfache und dennoch effektive Übung ist, könnte sie sehr wahrscheinlich aus dem klassischen Pilates stammen. Das ist jedoch nur eine sehr grobe und vage Orientierung, die nicht immer zutreffen muss.
Weitestgehend klassische Übungen, wenn auch mit leichten Abwandlungen und Varianten versehen, kannst du in meinem Rücken-Pilates Übungsprogramm bekommen. In dem pdf habe ich 20 Top Pilates Übungen zusammengestellt inklusive Korrekturhinweisen, so dass du die Übungen hervorragend zu Hause machen kannst.
Am Ende sollte es für dich wichtig sein, dass die Übungen gesund und effektiv sind – vor allem, wenn du dir und deinem Körper, speziell deinem Rücken, etwas Gutes tun möchtest. Je nachdem, welche Ziele du hast, ist es absolut legitim, auch auf moderne Pilatesformen zu setzen.
Es kommt also auf deine ganz persönliche Sichtweise und Zielsetzung an, um zu beurteilen was für dich besser ist. Meiner Meinung nach, ist ein hoher Anteil an klassischem Pilates wichtig, wenn du Pilates für deine Rückengesundheit nutzen möchtest.
Ich persönlich lege einen großen Wert auf das Einhalten der Pilates-Prinzipien, weil ich möchte, dass jede Übung die natürliche gesunde Körperstruktur unterstützt. Obwohl ich Pilatesübungen gerne variiere und auch neue entwickle. Geschätzt besteht mein Rücken-PILATES & Stretch Kurs zu 70% aus Pilatesübungen mit ursprünglichem Kern. Magst du es mal ausprobieren? Dann mach das in einem kostenlosen Probetraining. Ich heiße dich herzlich Willkommen.
Für mich ist es manchmal auch eine Frage der Tagesform und Stimmung. Mal brauche ich für mich klare Übungen mit Fokus auf den Körper. Vor allem nach langen Tagen am Schreibtisch. Und manchmal habe ich Lust auf Kreativität und zusätzliche Impulse.
Vielleicht kennst Du das auch?
Pilates kann dir Beides geben.
Deine
Pilates-Anna